Gute Gastronomie trotz hoher Energiekosten – geht das?

Das Kaffeehaus Morgenrot in Hohen Neuendorf steht für Tradition, Qualität und Nachhaltigkeit. Trotz steigender Kosten für Energie und Lebensmittel bleibt es seinem hohen Anspruch treu und wurde im November 2024 bereits zum vierten Mal von der Zeitschrift »Der Feinschmecker« als eines der besten Cafés Deutschlands ausgezeichnet.

Um den Herausforderungen zu begegnen, setzt das Kaffeehaus auf innovative Lösungen: Eine Photovoltaikanlage deckt die Hälfte des Energiebedarfs, und ein Kamin sorgt nicht nur für wohlige Wärme, sondern senkt auch die Heizkosten nachhaltig. Die Espressomaschine bleibt trotz ihres hohen Stromverbrauchs ein unverzichtbarer Teil des Kaffeehaus-Erlebnisses, da sie für den authentischen Geschmack steht.

Die Familie Bollmann zeigt, dass auch in schwierigen Zeiten Qualität und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können.


In der Online-Ausgabe von MOZ.de erschien dazu der nachstehende Artikel mit Fotos von der Food-Reporterin Elisabeth Voigt am 30. November 2024

Guter Kaffee in wohliger Wohnzimmeratmosphäre – was sich die Inhaber des „Kaffeehauses Morgenrot“ in Hohen Neuendorf ausgedacht haben, damit das so bleibt.

© Foto: Elisabeth Voigt

Die Gastronomie leidet unter den stark erhöhten Kosten für Strom, Gas und Lebensmittel. Auch im „Kaffeehaus Morgenrot“ in Hohen Neuendorf ist das nicht anders. Doch an der Qualität der Zutaten oder deren aufwändiger Zubereitung zu sparen, kam für die Inhaber-Familie Bollmann nicht infrage. Schließlich ist das Wiener Kaffeehaus gerade zum vierten Mal in Folge von der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ in die Liste „Die besten Cafés und Röstereien in Deutschland 2025“ aufgenommen worden. Also haben sie sich etwas anderes ausgedacht, schreibt Food-Reporterin Elisabeth Voigt von MOZ.de (Märkische Oderzeitung)

Siebträger abschaffen – keine Alternative
Eine App zeigt Inhaberin Eva Tiffany Bollmann an, wann ihr Stromverbrauch am höchsten ist. „Die Siebträger-Maschine läuft mit Starkstrom“, erklärt sie. „Viele Cafés und italienische Restaurants haben deswegen als Reaktion auf die erhöhten Stromkosten ihre Siebträger abgeschafft und gegen Kaffee-Vollautomaten ersetzt.“ Das senke nicht nur den Stromverbrauch, weil Vollautomaten anders als Siebträger kontinuierlicher Strom ziehen, sondern auch die Personalkosten. „Einen Vollautomaten kann jeder bedienen“, sagt sie. Für einen Kaffee aus dem Siebträger bedarf es dagegen der Barista-Kunst.

Die großen Räume der Jugendstilvilla in Hohen Neuendorf zu beheizen, war vor dem Einbau des Kamins eine Herausforderung.

©Foto: Elisabeth Voigt

„Für uns als Wiener Kaffeehaus kam die Abschaffung des Siebträgers überhaupt nicht infrage“, erzählt sie. „Also haben wir uns überlegt, uns stattdessen einen Kaminofen anzuschaffen, um die Heizkosten zu senken.“


Kamin spart Heizkosten im Café
Der Kamin sorge zudem für Behaglichkeit, sagt Bollmann. „Ein Wiener Kaffeehaus ist immer so etwas wie ein verlängertes Wohnzimmer – da passt das gut.“ Es duftet nach Holz und eine wohlige Wärme liegt im Raum, die es hier vorher nicht gab. Das Heizmaterial sei sogar nachhaltig, erklärt sie: „Der Lieferant bringt uns abgestorbenes Holz aus Wäldern der Region – das ist CO₂-neutral.“

Zu Kaffee aus dem Siebträger gibt es keine Alternative, findet Eva Tiffany Bollmann, Inhaberin des „Kaffeehauses Morgenrot“ in Hohen Neuendorf. Stattdessen lassen sich Heizkosten durch die Anschaffung eines Kamins sparen – angenehme Wärme gibt es als Bonus obendrauf.

©Foto: Elisabeth Voigt

Eine andere, langfristige Sparmaßnahme sei die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. 13 Module sind installiert worden – mehr war nicht erlaubt, weil die Jugendstilvilla, in der sich das Kaffeehaus befindet, unter Denkmalschutz steht. „Klar muss ich die Anlage jetzt abzahlen“, sagt Bollmann. „Aber das ist ein fixer Betrag, mit dem ich rechne – anders als Stromerhöhungen, die unerwartet kommen.“

Photovoltaik-Anlage deckt Hälfte des Bedarfs
Der Stromberater aus Hohen Neuendorf ist gleichzeitig ein Stammgast, der gerade ein Stück Torte bestellt hat. „Strom direkt da zu erzeugen, wo er verbraucht wird, ist immer eine günstige Situation“, sagt Sascha Meinherz, Geschäftsführer von „Reas Energie“.
Die Anlage decke 50 Prozent des Energiebedarfs des Gebäudes, erklärt er. „Rund 10.000 Kilowattstunden wurden in diesem Jahr verbraucht, 5000 Kilowattstunden davon, hat die Photovoltaikanlage erzeugt.“ Ein Speicher sammelt die im Sommer gewonnene Energie, für den erhöhten Verbrauch in den dunkleren Monaten.

Espressomaschine ist nie ausgeschaltet
„Unsere Espressomaschine wird auch in der Nacht nicht abgeschaltet“, sagt Bollmann. „Sie verkalkt sonst von innen, was Einfluss auf den Geschmack des Kaffees hätte.“ Auch Tortenvitrine und Getränkekühlung könne sie nicht herunterfahren. „Dieser erhöhte Verbrauch kann durch die Photovoltaik-Anlage ausgeglichen werden“, erklärt sie.
Die großen Salonräume der historischen Villa zu heizen, sei vor den beiden Investitionen wirklich ein Problem gewesen. „Für mich sind das Betriebskosten und ich tue außerdem etwas für die Umwelt“, begründet Bollmann ihre Entscheidung.

Sie sei eher lösungs- als problemorientiert. „Das Problem bleibt – also fragen wir uns immer wieder: ‚Welche Lösung ist jetzt noch möglich‘?“, erklärt sie. „Fatal ist es lediglich, bei steigenden Kosten nichts zu tun.“ Zudem gebe es ihr Sicherheit, unabhängiger von Stromanbietern zu sein.

pdf: Originaltext und Fotos von Elisabeth Voigt, erschienen in der Onlineausgabe MOZ.de am 30. November 2024

Zusätzlich erschien der Beitrag in der Printausgabe Märkische Oderzeitung am Dienstag, 10. Dezember 2024

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Cafés mit guter Torte – das sind die drei besten im Norden

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Zum vierten Mal in Folge ausgezeichnet